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Zum Krieg in der Ukraine

Ein friedensethisches Wort von der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland

Im Januar hat die Landessynode der EKiR dieses Wort zum Krieg in der Ukraine verabschiedet:

Krieg ist für uns Christinnen und Christen immer ein Ausdruck dafür, dass wir
Menschen uns mit unserem Handeln von Gott entfernt haben. Krieg soll nach
Gottes Willen nicht sein (ÖRK Vollversammlung Amsterdam 1948)  und
dennoch ist er bittere Realität. Wir leben von der Hoffnung darauf, dass Gott
eines Tages alle Kriege beenden wird.

Der Angriffskrieg Russlands auf den souveränen Staat Ukraine ist ein Bruch des
Völkerrechts. Er zerstört alle Perspektiven darauf, dass in absehbarer Zeit eine
europäische Friedensordnung entwickelt werden kann, die Russland
einschließt.

Wir halten angesichts des Krieges in der Ukraine an der Überzeugung fest, die
das Friedenswort der Evangelischen Kirche im Rheinland 2018 formuliert:
„Kirche des gerechten Friedens zu sein bedeutet, Krieg und kriegerische Mittel
als Möglichkeit der Konfliktlösung als „ultima ratio“ zu überwinden, Schritt für
Schritt.“

Für uns ist unstrittig, dass gemäß UN Charta Artikel 51 die Ukraine das Recht
auf Selbstverteidigung gegen den Aggressor Russland hat. Das schließt auch das
Recht auf eine angemessene Nothilfe ein. Damit verbundene
Waffenlieferungen fordern uns in unserem christlichen Selbstverständnis
heraus. Wir stehen in einem Dilemma: Sowohl durch Waffenlieferungen als
auch durch die Verweigerung von Waffenlieferung nehmen wir Leiden und
Sterben von Menschen in Kauf. Wir laden in jedem Fall Schuld auf uns.

Friede wird letztlich nur durch Verhandlungen erzielt werden. Als Kirche auf
dem Weg des gerechten Friedens halten wir fest, dass gewaltfreie
Konfliktlösungen immer die Priorität vor militärischen Lösungen haben müssen.

Mit Dankbarkeit sehen wir die Bereitschaft vieler in unserer Gesellschaft, den
aus der Ukraine zu uns geflüchteten Menschen weitgehende Hilfen zukommen
zu lassen. Wir wollen, dass diese Hilfe auch allen anderen vor Krieg, Hunger,
Verfolgung und Vernichtung zu uns geflüchteten Menschen zuteilwird.

Die große Aufmerksamkeit, die der russische Angriffskrieg auf die Ukraine in
unserer Öffentlichkeit hat, darf nicht die anderen existenzbedrohenden
Themen unserer Zeit überdecken: die Klimakrise, Armut, die zahlreichen
Hungersnöte und vielfältige andere Kriege auf dieser Welt.

Als Kirche des gerechten Friedens leben wir von der Hoffnung auf die
Überwindung jeglicher Gewalt in unserer unerlösten Welt.
Dafür beten und handeln wir.