… zum Thema der Fastenaktion 2020: „Ich hoffte auf Licht, es kam Finsternis“
von Pfarrer Armin Beuscher
„Ich wartete auf das Gute, und es kam das Böse;
ich hoffte auf Licht, und es kam Finsternis“.
Hiob 30, 26
Zu Beginn der Fastenzeit habe ich den Text mit anderen Augen gelesen. Die Frage des Warum und Wozu, die das Hiobbuch stellt, kommt uns auf einmal allen bedrohlich nahe.
Hart hat Hiob das Schicksal geschlagen. Es nimmt ihm jede Hoffnung und jedes Glück. Klage, Wut und Ohnmacht werden Gott hingeworfen.
Warum, Wozu?
Auch viele von uns erleben diese von der Corona Pandemie geprägte Zeiten als Bedrohung, als Zeit der Bedrängnis und Finsternis.
„Ich hoffte auf Licht und es kam Finsternis“.
Wir hofften auf den Frühling, auf Urlaubstage, auf einen Cappuccino im Straßencafé, und es kamen immer mehr Einschränkungen. Jeden Tag kommen neue dazu, und ein Ende ist nicht absehbar. Wir hadern, werden ungeduldig, hamsterartig, egoistisch, viele wollen sich nicht einschränken lassen. Die Macht des Faktischen setzt uns Grenzen, uns die wir glaubten alles im Griff zu haben – wie Hiob.
Zweckfrei, fraglos, kritisch, aber nicht ohnmächtig formulieren Glaubende ihre Haltung, fern von den Bewertungen und Zuschreibungen, von dem, was sein kann und darf.
Warum, wozu?
So fragen vor allem Hiobs Freunde und glauben Antworten zu wissen. Die Warum-Frage fragt nach Ursachen, sucht Schuldige und Schuld.
Am Ende macht das Hiobbuch deutlich: Die Warum-Frage führt in Sackgassen. Es gibt keine Antwort(en). Das Leid, dass uns vom Leben zugemutet wird, gilt es auszuhalten.
Doch es bleibt der Verweis auf Gott hin: Gott ist der Ort für unsere Klage. Zu ihm hin können wir unsere Ohnmacht formulieren, unseren Ärger bringen, unsere Tränen laufen lassen.
Und wir können einander in solchen Zeiten und Situationen zur Seite sein, ohne Bewertungen, ohne Erklärungen ohne du bist und hast, nur mit dem anderen/der anderen das Schwere aushalten.
Die Frage nach dem Warum vermehrt sogar das Schwere und Bittere und drückt uns noch mehr in die Finsternis hinab. Unseren Blick mögen wir auf das Verwandelnde, Lösende, Zuversicht schenkende richten und mitten in der Dunkelheit ein Licht erahnen, Lösungen erfinden und dem „Wunder die Hand hinhalten“ (Hilde Domin).
Gott liebt uns ohne warum und wozu. Auch wenn wir es nicht spüren und begreifen können. Unsere Zeiten brauchen das Zueinander stehen und das Miteinander aushalten. Geduld haben.
„Ich lebe darum, daß ich lebe“ so formuliert es der Mystiker Meister Eckart.
Anpacken, weil wir anpacken, lieben, weil wir lieben, ohne auf Erfolg und Nutzen zu schielen – einfach so.